»Sie wollen etwas über mein Fürstentum wissen - kennen Sie Monaco?«

Nun leuchteten Ankes Augen, die sich Yates Lebensumstände in einem paradiesischen Nachbarstaat Monacos ausmalte. Sie nickte eifrig.

»Nun, dann kennen Sie womöglich auch dessen Hubschrauberlandeplatz, mitten in Monte Carlo. Ungefähr so müssen Sie sich mein Sealand vorstellen. Gleiche Größe, gleiche Vegetation, nur nicht ganz so gepflegt.«


wie man einen Fisch ertränkt

Dies sind die Karten, die das Leben Cord Andreesen zugeschludert hat:
Einen Vater, der so tot, wie nicht sein Erzeuger ist, eine Hippiemutter die es früher nicht so genau nahm, und ein türkischer Freund, der als Psychologe exzentrisch, aber wenig kompetent ist.
Gleich vier damalige Männerbekanntschaften seiner Mutter kommen als Cords biologische Väter in Betracht, weshalb er sich zu-sammen mit dem Freund und Psychologen Hakan auf Spurensuche begibt. Zusammen erhalten sie überraschende und bisweilen anrührende Einblicke in die Befindlichkeit der Elterngeneration. Deren Ideale und Scheitern werden zum prägenden Element der Begegnungen mit den Vaterschaftskandidaten. Gefallen oder erfolgreich, präsent oder vergessen, bleiben sie bei genauem Hinsehen nie das eine oder das andere. Befeuert durch allerlei Kleinkatastrophen, zeigen sie immer auch Facetten ihrer Persönlichkeit, die der ersten Einschätzung zuwiderlaufen. Stets täuscht der erste Eindruck, und so werden Offenheit und Toleranz die Türöffner zu den schönen Begebenheiten der Suche.

Auch der türkischstämmige Hakan kann Widersprüchlichkeiten für sich in Anspruch nehmen. Schließlich ist der Beruf des Psychologen nicht gerade eine Domäne seiner eingewanderten Landsleute. Und wenn schon Psychologe, dann sollte man doch eine angemessene Kompetenz erwarten dürfen. Nicht so hier. Hakan bleibt zwar stets sympathisch, aber eben auch eine ständige Gefahr. Es ist seine Nachlässigkeit, die das Freundespaar in schwierige Situationen bringt, und seine Lässigkeit, die sie wieder herausführt. Hakans - für einen Psychologen auffallend unprofessioneller Vorschlag - einen Trinker mittels Alkohol gefügig machen zu wollen, gibt dem Buch seinen Titel. Dies wäre so, als versuche man einen Fisch zu ertränken, urteilt Cord darüber.

Letztlich findet Cord trotz Hakans Unterstützung seinen Vater, der sich als echte Persönlichkeit herausstellt. Die zu Ende gegangene Suche wird Cord mit seiner Mutter und deren Motiven versöhnen, den Wert von Freundschaft und Toleranz erkennen, und als Mensch reifen lassen.




»Und wie wird man so buddhistischer Landwirt?«
Der Alte schwieg lange Sekunden und antwortete mit nach vorne gerichtetem Blick:
»Nicht anders, als man türkischer Psychiater wird, denke ich.«
Hakan drehte sich verblüfft zu mir um. »Scheiße, woher weiß der das?!«
Ich war genauso ratlos. »CIA?«
»Quatsch!«
»Dann frag ihn doch selbst!«
Der Alte lächelte noch immer undurchdringlich, als Hakan genau das tat.
»Sie können in mir lesen?«
»Nö, kein Stück. Das würde ich auch nicht wollen. Aber da liegt eine Visitenkarte auf dem Handschuhfach und ich dachte, das wird wohl Ihre sein.«